Kardy

Es gibt Gemüsesorten, die machen es einem nicht leicht, sie zu mögen. Dazu gehört für mich Kardy. Seine Stacheln sagen uns: Lass mich in Ruhe! Trotz seiner Stacheln muss man ihn im Herbst zusammenbinden und mit einer Plastikfolie einwickeln, denn die Stängel müssen gebleicht werden, bevor man sie essen kann. Ich weiss nicht, wie viele Stachel wir aus unseren Handschuhen, Jacken und Hosen gezogen haben. Wobei die Handschuhe meistens gar nichts nützten…
Will man den Kardy ernten, hat er immer noch Stacheln. Zum Glück sind sie nicht mehr ganz so schmerzhaft. Dann rüstet man den Kardy. Und wenn man die faserige Haut abzieht, bekommt man eine Ahnung, weshalb man die ganze Sache auf sich genommen hat: Es riecht wunderbar fein nach Artischocken.

Kardy ist eine Spezialität, die bereits in der Antike bekannt war und gilt als Urform der Artischocke. Bei uns ist Kardy wenig bekannt und ist nur an wenigen Orten erhältlich. In Genf jedoch ist Kardy eine geliebte Spezialität, die vor allem an Weihnachten und Silvester auf den Tisch kommt. Ich habe viele Rezepte gefunden, in denen Kardy mit Käse gratiniert wird. Man kann ihn aber auch blanchieren und dann dünsten. Wir haben uns fürs erste für die klassische gratinierte Form entschieden, aber mir fallen viele weitere Zubereitungen ein. Als nächstes wird er nach dem Blanchieren mit Olivenöl, Knoblauch und Chili angebraten, vielleicht etwas Zitronenschale oder Weisswein dazu, serviert mit Pasta und etwas Petersilie. Oder leicht gedünstet serviert zu einem Safranrisotto. Geröstete Haselnüsse schmecken sicher auch gut dazu. Oder lauwarmer Kardy als Salat?

Zuerst geht es aber ans Rüsten: Wegen der Stacheln lohnt es sich evtl. Handschuhe zu tragen. Mit einem Messer die Stacheln wegschneiden. Ich habe die Rippe dann in vier Teile geschnitten. Grobe Fäden und den „haarigen“ Belag wegschneiden (mit einem Messer oder Sparschäler) – wie beim Rhabarberrüsten. In Stücke schneiden und sofort in gesalzenes Zitronenwasser (oder Essigwasser) legen, da sich der Kardy schnell verfärbt. Aufkochen und während ca. 20 Minuten köcheln lassen. Abgiessen. Der blanchierte Kardy kann nun weiterverwendet werden – zum Beispiel für einen Gratin.

Dafür den Ofen auf 200°C vorheizen. Eine kleine Zwiebel in Olivenöl andünsten. 1dl Rahm und 1 dl Wasser (ich hatte keinen offenen Weisswein, sonst hätte ich Wein verwendet…) hinzugiessen, mit Salz, Pfeffer und Cayennepfeffer würzen und etwas einkochen lassen. Den blanchierten Kardy (ich habe für 2 Personen 6 Rippen genommen) in einer gefetteten Form verteilen, Rahmmischung darüber giessen. 50g geriebenen Käse darüber verteilen. Im Ofen 20-30 Minuten backen, bis alles blubbert und schön braun ist.

Ihr seht: Ich bin ganz begeistert vom zarten Geschmack dieses stacheligen Gemüses. Auch wenn der Aufwand für uns als Produzenten und für euch als Konsumenten und Verarbeiter recht gross ist, lohnt sich der Aufwand, finde ich. Dass es in unserem Gemüseabo solche nicht alltäglichen Spezialitäten gibt, finde ich persönlich wunderbar. Ich hoffe, ihr auch…

(An alle Abonnenten: Es gibt diese Woche Kardy ins Abo…)

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Martina

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7 Antworten

  1. Martina, du hast mich mit deinem Kardy Rezept voll überrascht, denn… Hans muss jeweils aus der Westschweiz für gute Bekannte von uns Kardy mitbringen, da es sie hier nicht gibt, ihre Mutter habe immer an Weihnachten diese gekocht. Sie sind dann natürlich eingemacht in einem Glas und ich hab mir immer gedacht, wie wohl dieses hässliche Gemüse schmecke!! Aber da ich nun dein Rezept kenne, werde ich die Mühe auf mich nehmen und den Kardy selber kochen.

    1. Liebe Barbara. Schön ist er wirklich nicht, der Kardy! Aber er schmeckt, versprochen…
      Der Aufwand ist halt ein bisschen grösser als bei denjenigen aus dem Glas…
      Lieber Gruss, Martina

    1. Hallo Caro
      Bisher habe ich Kardy immer nur frisch gekocht und verwendet (oder blanchiert und gefroren), jedoch noch nie heiss eingefüllt oder sterilisiert – ich habe deshalb kein passendes Rezept.
      Beste Grüsse, Martina

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