Ein persönlicher Jahresrückblick

Das Jahr 2018 ist für mich vor allem geprägt durch Trockenheit und Hitze, als auch die politische Diskussion um die Zukunft der Landwirtschaft.

Es hat viel Kraft gekostet dieses Jahr. Physisch und psychisch war ich sehr gefordert. Futterknappheit, Wassermangel, zusehen zu müssen wie das Gras einfach verdorrt, die Rüebli ihr Kraut einziehen, auf einmal alles braun wird, das den Elementen Ausgeliefertsein war eine harte Lektion für mich. Die Natur kann brutal sein, der einzelne Mensch ist nicht mehr in der Lage viel auszurichten.

Am Ende des Tages ist dann doch noch vieles gut gekommen. Das Gemüse konnten wir mit sehr viel finanziellem (Wasser) und physischem Aufwand über die Runden bringen, die Getreideernte war toll und Heu für die Tiere habe ich von einem befreundetem Biobauern zu sehr fairen Bedingungen übernehmen können. Den Tieren ging es trotz Hitze ganz gut. Die vier Wochen Stallaufenthalt im Sommer haben zu einer viel innigeren Beziehung geführt. Das gegenseitige Vertrauen hat noch einmal zugenommen. Das Schlachten der Jungtiere im November war für mich wiederum eine emotional schwierige Angelegenheit. Ich pflege eine sehr nahe Beziehung zu den Tieren, da ich ihnen möglichst viel Gutes geben möchte. Umso schwieriger ist dann die Trennung, und die Realität des Tötens. Der Stall ist auf einmal leer, es fehlt Carlitos, Zucchero … denn es sind nicht namenlose Tiere wie so oft!

All diese Erfahrungen bestärken mich darin, mich noch stärker für eine Veränderung der Landwirtschaft einzusetzen. So kann es nicht weitergehen! Klimawandel, Massentierhaltung, Verschmutzung der Gewässer durch sogenannte Pflanzenschutzmittel, Herbizideinsatz usw. darauf müssen wir eine Antwort finden. Leider hat die Schweizer Bevölkerung es in diesem Jahr verpasst politisch eine neue Richtung vorzugeben. Weiterhin wird das Wohl der Tiere dem Profit unterworfen und die Natur wird als Ressource wahrgenommen, die einfach weiter ausgebeutet werden kann. Wohin das führt?

Zwischen Nutztier und Konsument, zwischen Landwirt und Bevölkerung ist in den letzten Jahrzehnten ein riesiger Graben entstanden. Die Menschen verstehen gar nicht mehr, was da alles vor sich geht. Die Mehrheit der Tiere lebt in Ställen abseits der Bevölkerung, der Bauer sitzt in grossen Maschinen und bewirtschaftet immer mehr Flächen, der Austausch auf Augenhöhe geht verloren. Dafür Empörung, emotionale Posts auf Facebook, ohne fundiertes Wissen. Da lese ich zum Beispiel nach der Ablehnung der Hornkuhinitiative es brauche nun endlich ein Label für Produkte von Tieren mit Hörnern. Das Demeter-Label existiert seit 1932!

Ohne Verhaltensveränderung, ohne das Bewusstsein, dass Nahrungsmittel auch etwas kosten dürfen, wird die Industrialisierung der Landwirtschaft immer schneller fortschreiten. Was bedeutet das für kommende Generationen? Wie können wir überhaupt noch eine Beziehung zur Natur und Tier entwickeln, abseits von Jöhh-Effekt und Billig-Einkauf?

Positiv stimmen mich die vielen lokalen Initiativen. Einerseits von befreundeten Produzentinnen und Produzenten wie: Kurt (www.huhnmitbruder.ch), Marion und Lukas (www.mooshof-lenzburg.ch), Dani und Maja (www.wagnereigarten.ch),  Lukas und Sonja (www.bio-grumolo.ch) oder Markus und Claudia (www.katzhof.ch). Anderseits auch von Konsumentinnen und Konsumenten wie: Nadia www.nutritiontherapy.ch, www.solawi-lenzburg.ch oder natürlich unsere Gemüseabonnentinnen und -abonnenten. Es ist etwas in Bewegung und ich hoffe, dass auch wir vom Gmüeser etwas dazu beitragen können!

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Thomas

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